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SEEWINKEL: Wenn man wie wir in in einer Stadt im Westen Österreichs lebt, dann sind wir weitgehend von anthropogener Landschaft umgeben, die viele Leute als "Natur" bezeichnen. Die Artenarmut in allen Bereichen und die Selektion durch den Menschen wird kaum mehr wahrgenommen, die geringe Individuenanzahl als "normal" erlebt. Wenn man als Naturfreund einmal das Glück hatte, für ein paar Tage in den Seewinkel zu kommen, so ist man sogleich fasziniert von der andersartigen Landschaft, der großen Anzahl unterschiedlicher Biotope und Lebensräumen, den Bereichen, die durch Schutzmaßnahmen vor gröberen Eingriffen des Menschen bewahrt bleiben. Hier - es gehört zum Gebiet Pannoniens (röm.Provinz) - findet man teilweise großflächige Trockenrasen, Wiesen- und Feuchtgebiete, Salzstandorte, Sandsteppen in unmittelbarer Nachbarschaft. Damit haben Tier- und Pflanzenwelt Refugien, die zu einer großen Artenvielfalt beitragen, die dem Naturfreund sehr viel Erlebnis garantiert. Zahlreiche Raritäten sind zum entsprechenden Zeitpunkt auffindbar, bezw. möglicherweise beobachtbar. Denn dieses Areal mit seinen differenzierten Nahrungsangeboten lockt alljährlich die Zugvögel zur Rast und zur Futteraufnahme oder Mauser an, wenn sie auf dem Weg vom Winterquartier zu ihren Brutgebieten sind. Etwa 300 Vogelarten sind im Jahresverlauf beobachtbar. Ca. 150 Arten brüten im Gebiet.
Der Naturfreund ist nicht nur Beobachter, sondern meist auch Fotograf oder Video-Filmer. Der Wunsch nach "möglichst nah ran" ist verständlich, teilweise möglich, hat aber rasch seine Grenzen. Denn es besteht WEGEGEBOT. Das heißt, das Betreten von Wiesen, Wasser- und Schilfflächen ist strikt untersagt. Ebenso das Aufstellen von Tarnzelten im Gelände. Keine noch so schöne Aufnahme rechtfertigt die Schädigung der Flora durch Niedertreten oder den Erfolg einer Brut durch Störung! Jede Trampelspur lockt Nachfolger an: "wo gibt´s da was Interessantes?" Man kommt auch vom Weg aus mit einem geeigneteten Tele (das wir uns früher oder später hoffentlich leisten können) zu aussagestarken Bildern oder wenigstens Beleg-Fotos. Eine Aufnahme aus größerer Entfernung bildet "Umgebung" mit ab, was sogar meist hilfreich und aussagekräftig ist, wenn es zeigt, in welchem Biotop das Tier sich aufhält.
Zum genüßlichen Beobachten und erholsamen Aufenthalt eine Empfehlung: an Wochenden und da besonders an schönen Tagen die Radwege entlang des See-Dammes oder rund um die Lange Lacke meiden. Denn da sind Pulks von Sportfreunden unterwegs, die einen ganz schönen Geräuschpegel von Verständigungslauten produzieren: "schau, a Reia", "wos is´n des", "fohrt´s net so schnö!" etc. Oder man wird als "Experte" angesehen, ausgefragt und dann will die ganze Familie auch einmal durch mein Spektiv schauen...
Wir fahren schon geraume Zeit fast alljährlich für ein paar Tage in den Seewinkel - leider kann ich beruflich derzeit nicht länger - und fühlen uns dort beihnah zu Hause. So sammelt man Erfahrungen, von denen wir ein bißchen was weitergeben möchten. Wer Interesse an einem Gebiet hat, beschafft sich rechtzeitig Literatur und Informationen. Denn mit zunehmendem Wissen wächst das Erlebnis - man nimmt mehr wahr und sieht es eher. Was immer lohnt, ist ein Besuch - möglichst zu Beginn des Urlaubs - des NATIONALPARK-INFORMATIONSZENTRUMS am nördlichen Ortsrand von Illmitz, gleich neben der Hauptstraße. Hier bekommt man alle Informationen über aktuelle Beobachtungsmöglichkeiten Veranstaltungen, die den Naturfreund interessieren. Auch Literatur, Kartenmaterial, CD´s... sind dort erwerbbar. So z.B. die herrlichen Bildbände "Frischer Wind am Steppensee" und "Panorama Pannonica", aber auch Pflichtlektüre für "Ornithomanen" Vogelwelt Burgenland, Kosmos Vogelführer (von Svensson,Grant,Mullarney,Zetterström) u.a. sowie für "Botaniker" die Pflichtbücher Pflanzenführer Burgenland (von M.A.Fischer+J.Fally) und Blütenvielfalt im Pannonikum (von R.Fischer),der BLV Pflanzenführer für unterwegs (ein ausgezeichnetes Bilder-Bestimmungsbuch) oder das Fachbuch schlechthin: Exkursionsflora für Österreich, L.+S. (M.A.Fischer,K.Oswald,W.Adler) u.a.m. Sehr praktisch sind die Vogel-Perspektiven (Vogelcheckliste für den Neusiedlersee+Seewinkel) zum "Abhaken" der beobachteten Arten.
Allgemein empfehlenswert für Wanderer und Radfahrer und eigentlich ohnehin klar für Seewinkelbesucher: Feste Wanderschuhe, winddichten Anorak, Kopfbedeckung (Schirmkappe) vornehmlich als Sonnenschutz und Sonnenblende, Kartenmaterial - man kann auch in der Ebene bei Wegkreuzungen schnell in Verlegenheit kommen - Sonnenschutzmittel, Insektenschutz, vor allem aber reichlich Flüssigkeit! In der Sonne schwitzt man schnell, der fast allgegenwärtige Wind trocknet aus und beim Radfahren bläst er einem grundsätzlich immer entgegen! Ein Fernglas ist Pflicht, ein Spektiv empfehlenswert.
Tips für Fotografen und Filmer:
Die Ebenen bringen es mit sich, daß Landschaftsaufnahmen sehr flach verlaufen. Steigt manauf eine Kiste,eine Leiter oder fotografiert aus dem Auto durch das Dachfenster, so bekommt die Landschaft sofort eine bessere Perspektive. Auch lohnt es sich auf diese Weise manche Schilf-Wand zu überblicken. Vom Autodachfenster aus habe ich bei der Hochgstätten so ein Säbelschnäblerpaar filmen und fotografieren können, die sonst "unsichtbar" waren.
Nachfolgendes ist nur als Hinweise für Ortsunkundige gedacht ( für "Profis" sind es nur Binsenweisheiten). Die Tatsache, daß die Vögel im Seewinkel "wissen", wo ihre geschützten Bereiche sind, in denen sie sich frei bewegen können, ohne gestört zu werden, bewirkt, daß sie relative Annäherung des Menschen zulassen, ehe sie ausweichen. So kommt man ihnen teilweise näher als sonst üblich. Dabei stellt sich heraus, daß ein Auto für Vögel wenig Bedrohung darstellt, wenn man dezent bis zur Grenze des Möglichen heranfährt. Das ändert sich schlagartig beim Aussteigen! Also ergibt sich als nächstes die Frage, wo kann ich mit dem Auto zu erfolgversprechenden Plätzen heranfahren, um aus dem Auto heraus zum "Schuss" zu kommen. Grundsätzlich sind zu jeder Zeit von allen befahrbaren Wegen aus - deren gibt es viele im Seewinkel und Fahrverbotschilder respektieren wir - Tiere beobachtbar. Reiher gehen oft auch in Wiesen auf Mäusejagd, viele Kleinvögel wie Hänfling, Schafstelze, Zaunammer,Braunkehlchen, Goldammer, Neuntöter..., Uferschnepfe, Fasan, Hase, Rebhuhn...zahlreiche Greifvögel sind außerhalb der Lackenzonen beobachtbar und auch zu fotografieren. Einer meiner Lieblingsplätze ist die Darscholacke (oder Warmsee genannt). Mann kann sie mit dem Fahrzeug umrunden und sie ist Nahrungsplatz und Aufenthaltsort für sehr viele Vögel. An der Südseite kommt man auf wenige Meter - je nach Jahreszeit - an die Wasserfläche heran. So kommt man bei Regenpfeifern und Limikolen leicht zu guten Aufnahmen. Auf der Wasserfläche sind häufig Reiherarten zu finden, auch Löffler kommen gern zu Besuch, sowie verschiedene Enten, Gänse, Möwen, Rallen, Lappentaucher...an der Nordseite, wo Schilfflächen dominieren, findet man eine Vielzahl an Zweigsängern, aber auch Rohr-Weihen kreisen drüber und nisten darin.
Ein dankbares Areal ist auch die Seestraße von Illmitz zum Strandbad. Sobald man nach dem Wäldchen zum Seevorgelände kommt, sucht man sich eine schilffreie Stelle, durch die man Ausblick auf die Wasserfläche hat. Besonders zeitig am Morgen kann man bei Reihern, Stelzenläufern und zahlreichen anderen Wasservögeln gut zum "Schuss" kommen. Direkt beim Wäldchen ist gegenüber ein kleiner Parkplatz, wo man sein Fahrzeug abstellen kann. Entlang dem Waldrand ist der Zugang zur Pferdekoppel und linker Hand direkt am Wasser ist ein Beobachtungsstand errichtet. Ein sehr guter Weitblick auf Flachwasserteile und Schilf ist hier möglich. Alle Reiherarten, Rohrdommel,Limikolen,Lappentaucher,Entenvögel, aber auch Eistaucher und verschiedene Schilf-Vögel sowie auf der Wäldchenseite Wiedehopf,Bienenfresser,Pirol,Grauammer,Neuntöter...habe ich dort je nach Jahreszeit gefilmt. Vom selben Parkplatz aus lohnt auch ein Marsch in Richtung Süden an Brachen und Äckern, die im Juni vom schönen Blau des Gemeinen Natternkopfes gefärbt sind, Bäumen, Wiesen vorbei - mit jeweils entsprechendem Federvieh - zum Aussichtsturm Sandeck. Dort belohnt der Aufstieg auf den Turm mit fantastischem Weitblick - Spektiv ideal! Man kann Reiher beobachten und hört häufig den dumpfen Ruf der Rohrdommel. Die Albino- Esel dort sind allemalen ein paar Fotos wert. Auch die Turmfalken im Nistkobel des Stadels. Ob die von mir dort zu später Stunde erlebten Waldohreulen zu Hause sind, weiß ich nicht. Dieses Ziel von Illmitz aus auf einem bequemen Weg per Rad anzusteuern, ist sehr empfehlenswert. Man hat dabei die Zeit und Gelegenheit mit offenem Auge die Wiesenvögel,Störche, Greife ...aber auch viele interessante Pflanzen zu beobachten. Die Luft ist erfüllt vom Lerchengesang, im Bodenbereich aus der dichten Vegetation ist ein Sirren zu hören, das Heuschrecken ähnlich ist. Es stammt aber vom Rohrschwirl!
Dass man der Zick-Lacke öfter einen Besuch abstattet, ist wohl selbverständlich, da sich hier bei einigermaßen günstigem Wasserstand und je nach Tageszeit die Mehrheit der Wasservögel beobachten läßt, die der Seewinkel zu bieten hat. Dabei ist ein Spektiv und Vogelbestimmungsbuch fast "Pflicht."Auch ist von hier eine Radrunde westlich der Zick-Lacke zu den Stinkerseen und über die Fuhrwege zurück nach Illmitz möglich, die mit vielen Erlebnisen und Eindrücken belohnt wird. Ebenso vergnüglich sind Radtouren entlang des Seedammes. Diese sind auch teilweise zwischen dem Oberen Stinkersee und Podersdorf mit dem Auto absolvierbar (Wochenden meiden, da gehört die Strecke nur den Radfahrern). Es lohnt aber immer wieder Strecken zu Fuß abzugehen und die Flora der Trockenrasen zu studieren. An passenden Stellen ist direkt von der Straße aus die Sand-Lotwurz zu sehen, eine Rarität, die vom Aussterben bedroht ist und entsprechenden Respekt verdient. Fotografen sollten nicht auf allen Vieren drumherumrobben. Mit einem leichten Tele kommt man vom Straßenrand zu formatfüllenden Aufnahmen!
Was alles rund um die Lange Lacke beobachtbar und erlebbar ist, könnten wir jetzt lange erzählen, es würde aber den Rahmen sprengen. Sie ist die größte Lacke im Seewinkel -etwa 300 Hektar groß - und aus allen Himmelsrichtungen gleichermaßen gut zugänglich. Mit einem gemütlichen Fußmarsch ist sie in ca.2,5 Stunden umrundbar. Verlockend ist ein Fahrrad, da dann mehr Zeit zum stationären Beobachten bleibt. Sowohl die Ornithologen als auch die Botaniker kommen dabei voll auf ihre Rechnung, aber auch der normale Naturfreund soll die Wasserflächen und angrenzenden Pflanzenareale gleichermaßen im Auge behalten. Im Norden schließen die Wörten Lacken an, die ebenfalls sehr viele Wasservögel begerbergen (Hochstand nutzen!). Pflanzenliebhaber finden besonders auf der Ostseite der Langen Lacke paradiesische Zustände.
Nördlich der Langen Lacke ist von der Straße Apetlon-Frauenkirchen die Rosalienkapelle linker Hand zu sehen. Man registriert endlich einmal einen kleinen Hügel in der Landschaft! Dabei handelt es sich hier aber um Menschenwerk, denn darunter befindet sich ein bronzezeitliches Hügelgrab. Die Ziesel, die im Hügel hausen, haben in den vergangenen Jahren stak abgenommen (Zahlreicher sind sie noch südlich der Darscho-Lacke vom Schotterweg aus fotorafierbar). Gleich nach der Rosalienkapelle biegt links der Weg zur Neubruchlacke ab. Sobald sie bei Beginn der Weingärten sichtbar wird, soll man Halt einlegen bei der Sitzbank. Einerseits, um den Überlick über die Lacke zu genießen, andererseits um die Pflanzenwelt der Trockenrasen rundum zu studieren. Im Frühsommer ist der Pirol aus dem kleinen Wäldchen bei der Rosalienkpelle zu hören. Hat die Neubruchlacke genügend Wasser, so lassen sich Säbelschnäbler und Regenpfeifer im Uferbereich gut beobachten und fotografieren.Im April haben wir dort schon mehrmals Scharen von Kampfläufern beobachten können, wenn sie durch die Wiesen tippeln auf der Nahrungssuche. Wer will, kann nach Norden weiterfahren bis zur Ochsenbrunnlacke, wo wir fast alljährlich auf einer winzigen "Insel" Flussseeschwalben und Säbelschnäbler beobachtet haben.
Ein Erlebnis der besonderen Art sind die Trappen im Hansag(sprich:Hanschag). Wer einmal im Frühjahr die Balz der Hähne beobachtet hat, kommt immer wieder - man kann ihnen stundenlang zuschauen. Wer weiß, wie lange es sie dort noch gibt! Man darf sich nicht entmutigen lassen, wenn man einmal vor Ort nichts oder wenig oder nur sehr sehr weit weg etwas zu sehen bekommt. Denn irgendwann klappt es! Zahlreich gleiten sie dann majestätisch durch das Grün, führen Ränkespiele auf freiem Acker auf, wo auch die Federn fliegen und manchmal kann man sie auch im Flug beobachten. Es ist beeindruckend, daß ein solch großer und schwerer Vogel sich in die Luft erheben kann. Für Fotografen und Filmer heißt es aber früh aufstehen! Man sollte noch vor Sonnenaufgang sein Gerät aufbauen und das am besten auf der Andauer-Straße, damit man dann die aufgehende Sonne im Rücken hat und die Trappen im Auflicht. Viel Zeit bleibt im allgemeinen nicht - etwa eine halbe Stunde, dann beginnt die einsetzende Thermik allen Linsen-Besitzern das Leben schwer zu machen. Die langen Tele´s und Spektive kann man dann wieder verstauen. Sollte man auf die Trappen warten müssen, verkürzen zahlreiche Rehe, Fasane, Schafstelzen, Braunkehlchen, Pieper, Hänflinge, aber auch versch. Greifvögel, Sumpfohreule (Schilfränder mit Spektiv entlang der Gräben absuchen, wo sie regungslos stundenlang sitzt) Brachvogel u.a.m...die Wartezeit und plötzlich wundert man sich, wo die Trappen dann hergekommen sind. Vorher ist man noch verzweifelt bei der Suche nach den Wachteln, deren "pickwerick" unmittelbar ein paar Meter vor einem aus dem Grün getönt hat, wobei aber kaum einmal mehr als ein paar wackelnde Grashalme zu sehen waren.
Wechselt man im Süden zur Tadtener-Straße hinüber, so ist unbedingt ein Stop angesagt und ein Besuch der geschichtsträchtigen"Brücke von Andau". Von ihr aus bietet der Einser-Kanal, der ursprünglich zur Entwässerung des Neusiedler-Sees gedacht war, gute Einblicksmöglichkeiten nach beiden Seiten.Wenn nicht grad ein Autobus Station macht, sind fischende Reiher, verschiedene Lappentaucher und sonstige Wasservögel sowie Wasserfrösche beobachtbar. Aus den Büschen heraus ertönt im Frühjahr ein Konzert verschiedener Vogelstimmen, das in der Stille der Landschaft rundherum extra beeindruckend wirkt. Der abwechslungsreiche Gesang der Nachtigall mit ihren Trillern und Flöten geht besonders ins Ohr. Parallel zum Einserkanal ist auf der Böschung eine botanische Besonderheit zu finden, leicht, wenn sie Ende Mai zu blühen beginnt: die Osterluzei. Wenn man Glück hat, kann man im Mai auch den Osterluzeifalter sehen, dessen Raupen sich nur von der Osterluzei ernähren.
Wenn man Wallern in Richtung Tadten verläßt, sind linker Hand nach gut 1km 2 Schotterabbaustellen. Bei der 2. ist je nach Abbaubedingungen eine relativ große Brutkolonie von Uferschwalben zu beobachten.
Zitzmannsdorfer Wiesen: Fährt man aus dem Kreisverkehr zwischen Weiden und Gols heraus Richrung Illmitz, so fallen einem gleich zur Rechten große Wiesenflächen auf. Es ist die größte Wiese Burgenlands. Durch Schutzmaßnahmen ist sie schon länger der normalen Wirtschaftsnutzung entzogen. Seit Errichtung des Nationalparks wird sie nur mehr extensiv gemäht, was Insekten und Pflanzen optimale Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Eine Vielzahl von teilweise seltenen Pflanzen ist je nach Jahreszeit und Bodenhöhe (recht viel mehr als 1m Höhendifferenz im Verlauf der Wiese ist nicht vorhanden) auffindbar: Zwergschwertlilie, Österr.Salbei, Stengelloser Tragant, Steppen-Glockenblume, Graue Aster, Schlitzblatt-Wermut, Lungen-Enzian als Besonderheiten u.v.a. Feuchtpflanzen mehr.
Schon von der Straße aus von Weiden Richtung Gols sieht man noch vor dem Kreisverkehr am Abbruch der Parndorfer Platte 2 Lösswände, die eine Bienenfresser-Kolonie beherbergen. Das Areal ist geschützt, aber zu Fuß aufsuchbar und von einem Unterstand aus hat man sehr gute Beobachtungsmöglichkeit der faszinierenden und bunten Vögel, die Anfang Juni meist schon brüten. Schon beim Hinmarsch hört man die typischen "brütt"-"prürr"-Rufe der fliegenden Vögel. Kann man dann vom Unterstand aus in Ruhe diese Prachtvögel aus geringer Entfernung beobachten, steigt der Blutdruck jedes Naturfreundes vor Begeisterung.
NÖRDLICHER UND WESTLICHER NEUSIEDLERSEE:
Zwischen Jois und Winden erheben sich zwei Hügelkuppen aus der monotonenWeingartenfläche: es sind das der Junger- und der Hackelsberg. Sie bestehen aus Silikatgestein mit Leithakalkanlagerungen und sind daher von einer artenreichen Trockenvegetation bedeckt, sofern diese nicht schon von Weingärten verdrängt ist. Noch zählen diese Flächen zu den schönsten Trockenrasenstandorten Österreichs. So ist es wichtig, daß wir als Besucher Wege und Pfade einhalten, um nicht durch Trittwirkung Schaden anzurichten. Die Artenfülle ist gewaltig: versch.Kuhschellen, Zwergschwertlilien, Purpur-Königskerze, illyr.Hahnenfuß, Langstiel-Mannsschild, Hornkrautarten, Zwergschneckenklee, Fingersteinbrech, Ehrenpreisarten u.v.a. mehr. Die Südostseiten fallen steil zum Neusiedlersee ab und tragen einen Flaumeichenbuschwald., der gipfelwärts sich in Waldsteppe auflöst. Die dabei als Saumgesellschaft wachsenden Arten sind gekennzeichnet durch die Zwergweichsel, Bibernellrose, Flockenblume, Thüringer Strauchpappel, Salomonsiegel, Ebensträußige Margarite, Rapunzel-Glockenblume (!), Prächtige Königskerze, Österr.Schwarzwurz, Milchsternarten, Trauer-Nachtviole, u.v.a... Dieser Artenreichtum der Trockenrasen bewirkt auch ein reiches Insektenleben. 1080 Schmetterlingsarten sind auf dem Hackelsberg nachgewiesen und somit ist er auch Pilgerstätte für Entomologen; aber auch Heuschrecken, Krabbenspinnen, Gottesanbeterin, Gürtelskolopender, Smaragdeidechse, Äskulap-Natter sind zu finden, um einige zu nennen. Der Ausblick auf den Neusiedlersee ist bei klarem Schönwetter beeindruckend!
Westlich von Breitenbrunn biegt ein schmaler,leicht zu übersehender Weg zum Thenauriegel ab: (auch "die Thenau" genannt) Er besteht aus 4 Tälern, die sich nach unten vereinen und wobei die Hügelrücken dazwischen artenreiche Biotope aufweisen. Wenn man im zeitigen Frühjahr im oberen Bereich dieses NG den Trockenrasen einen Besuch abstattet, glaubt man im Garten Eden zu sein: ein Meer von Küchenschellen und Zwergschwertlilien, die in allen Blau- und Violett- bis Gelb- und Weißtönen vorkommen, begeistern den Naturfreund derart, daß einem der Abschied schwer fällt. Aber auch zu anderen Jahreszeiten hat dieses Gebiet seinen Reiz.
Oberhalb des Zentrums von Donnerskirchen finden wir die Pfarrkirche und hinter ihr hangaufwärts einen Trockenrasen, der die typische pannonische Flora trägt - ähnlich wie der benachbarte Thenauriegel. Ab April blüht die Große Küchenschelle, Gelbstern, Frühlings-Adonisröschen, Schwarze Küchenschelle, später die schopfige Traubenhyazinthe, Steppenglockenblume, Pracht-Königskerze u.v.a.mehr. Insekten sind zahlreich vertreten, vor allem die Schmetterlinge erfreuen den Besucher: Segelfalter, Schachbrett, Blutströpfchen, Weißfleckwidderchen. Auch die Smaragdeidechse ist oft zu sehen.
Auch der Ruster Höhenzug ,der sich parallel westlich vom Neusiedlersee hinzieht, ist auf seiner ganzen Länge zu allen Jahreszeiten einen Besuch wert. Besonders der Goldberg mit seinem kleinen Naturschutzgebiet, aber auch die kleinen Bienenfresserkolonien, die der Interessierte durchaus finden wird, sowie der Römer Steinbruch bei St.Margarethen, wo zahlreiche Versteinerungen im Leithakalk zu sehen sind, sind Anziehungspunkte für den Naturfreund.
Ein besonderes Fleckchen, das uns immer wieder begeistert, ist das NG Siegendorfer Puszta. Fährt man von St.Margarethen nach Siegendorf, so biegt man linker Hand kurz vor Ortseinfahrt ab und fährt bergwärts, vorbei an bronzezeitlichen Hügelgräbern, um gleich danach rechter Hand einen Parkplatz anzusteuern. Von hier geht es dann hinunter in eine Mulde mit Erosionsgraben und der Wanderer hat mehrere Möglichkeiten, sich im Gebiet zu bewegen. In der Zeit von April-Mai ist das Gebiet besonders beeindruckend: Große Flächen sind rosafarben vom Steinröserl,das hier seine östliche und tiefste Verbreitungsgrenze findet.Kontrastiert von gelben Tupfen des Frühlings-Adonisröschen. Große Küchenschelle, Zwergschwertlilie, Brandknabenkraut und Kleinem Knabenkraut. Auf einem nach Norden abfallenden Hang ist ein großer Bestand des Groß-Windröschen zu bewundern. Später folgen verschiedene Traganth-Arten, Phönizische Königskerze, Ästige Graslilie, und im Sommer die Goldschopfaster,Sand-Strohblume und Sand-Lotwurz, um nur die wichtigsten zu nennen. Noch etwas Interessantes für den Naturfreund: wenn man die Hänge hinuntergegangen ist, wo im flachen Teil ein Acker quert, so kann man dort besonders im Frühjahr, wenn die Vegetation noch nicht hoch ist, relativ häufig die weißen Gehäuse einer Schnecke aus dem Jung-Tertiär finden, wenn sie vom Regen frei gewaschen sind: Melanopsis martiniana, eine häufig im Brackwasser vorkommende Art.
Fortsetzung folgt!