Es liegt schon mehr als 10 Jahre zurück, daß wir zum erstenmal im September in Kreta urlaubten, wo wir in Kissamos, einer kleinen Provinzstadt im Westen Kretas, in einem Kleinhotel unser Quartier aufschlugen. Es war ein Auspann-Urlaub mit Baden im Meer, ein bißchen die Natur in der Umgebung erwandern, einen Tag geführte Bustour zu schönen Plätzen Kretas, und auch einige Tage mit einem Mietwagen weitere Ziele aufsuchen (z.B. Traumstrand Elafonisi im äußersten Westen). Was wir bei dieser Ersterkundung von Kreta mitgekriegt haben war: ganz nette Städte wie Heraklion, Rhetimnon und Chania, die man als Tourist auf der Suche nach typischen griechischen Eigenheiten sowie Baudenkmälern durchschlendert; rasches Vorwärtskommen auf einer autobahnähnlichen Schnellstraße entlang der Nordseite der Insel ist gegeben. Zahlreich sind die Ortschaften, die teilweise ineinander übergehen, gespickt mit zahllosen Hotel-Burgen nebst touristischem Massenbetrieb. Und dann erlebten wir auch ansatzweise die Südküste: weite Fahrten durch weitgehend unberührte, bergige Landschaft auf teils abenteuerlichen Straßen mit vielen Schmalstellen, wo allein der Gedanke, es könnte ein Gegenverkehr auftauchen, Zusatzschweiß auf die Stirn treibt. Viele kleine Ortschaften (mit wenig Bevölkerung) als Nadelöhre der ohnehin engen Straßen mit zwischendrin gebirgiger Landschaft in hellen Gelb-Braun-Tönen von einem wolkenlosen blauen Himmel überstrahlt, angenehme Hitze, die fast ständig durch leichten Wind abgeschwächt wird, großen Schafherden, teilweise auch auf  den Straßen, alte Ölbaum-Haine, immer wieder mediterrane Pflanzen in der kargen Macchia und Phrygana (das Grün, das von den einstigen Wäldern Kretas übrig geblieben ist) sowie den in der Hitze flirrenden Felswüsten (Meerzwiebel!), über denen zahlreiche Greife ihre Bahnen ziehen - all das hat einen ganz besonderen Reiz auf uns ausgeübt und wir wußten sofort: nie mehr wieder Hotel und Nordseite, sondern in Zukunft nur mehr die Südküste! Und so haben wir es jahrelang gehalten.

Über einen Katalog fanden wir eine "Pension" (Corali) in Frangokastello - einer Ortschaft im westlichen Teil der Südküste mit einem imposanten venezianischen Kastell. Man hatte uns schon im Reisebüro zu verstehen gegeben, daß die Verhältnisse dort sehr einfach seien, aber die Familie, die das Haus führt, so nett sei, daß man deswegen das Angebot im Katalog belasse. Dafür liegt das Haus direkt in einer Bucht am Meer, das Wasser reicht bis zur Terasse, auf der die Hausgäste die Griech.Küche genießen können, die Frau Panagiotakis selber zubereitet. Auch am Abend weiß man zu schätzen, wenn man weinbeschwert nur ein paar Meter bis zum Bett hat. Dann ist uns egal, daß es im Zimmer eng ist und die Glühbirne 50 cm an der Litze herunterhängt.

Unser erster Besuch dort verlief abenteuerlich: Ankunft des Flugzeugs um Mitternacht in Chania, Übergabe des Mietwagens mit leerem Tank, einzige Tankstelle mit Münz-Zapfsäule kaum zu finden und stockdunkel! Endlich die Zapfsäule entdeckt, die begierig 10 € schluckt, aber keinen Sprit hergibt. Nach 20 € und verzweifeltem Überlegen, was tun, springt plötzlich die Benzinpumpe nach 5 Minuten doch an und wir können die etwa 70 km über die Berge nach Frangokastello  starten. Dort kommen wir in dem kleinen Nest ebenfalls bei Stockdunkelheit an und müssen unser Quartier im Finstern suchen. Die Lageskizze, die ich mir noch vorsorglich im Reisebüro besorgt hatte, erweist sich als falsch und es ist eher meiner Spürnase zu verdanken, daß wir das ebenfalls stockdunkle Haus schließlich finden, wo wir um 3,30 h früh endlich im Bett landen.

Inzwischen lieben wir diese Herberge und die Familie! Immer wieder einmal mieten wir uns dort zu unterschiedlichen Jaheszeiten ein, baden, schnorcheln im kristallkaren Wasser, unternehmen täglich lange Strandwanderungen, studieren und fotografieren die Sand-Strandzone sowie die angrenzende Frigana (="Gestrüpp") und immer wieder entdecken wir Neues! Wir unternehmen Ausflüge mit dem Mietauto in alle Himmelsrichtungen auf teilweise schwindelerregenden Bergstraßen und lernen so die kretische Einsamkeit der Gebirge kennen, aber auch die kleinen Dörfer, wo wir  gerne in ein Kafenion auf einen "Griechischen Kaffee" einkehren, wo die meist uralten männlichen Einwohner ihre Zeit verbringen. Faszinierend immer wieder die kleineren Küstenortschaften (Chora Sfakion, Plakias,...), Klöster (Preveli!), über die venezianische Brücke zum Palmenhain nach Preveli Beach oder eine Wanderung durch die Imbros-Schlucht, einen Ausflug nach Anopolis, verbunden mit einem Besuch der Aradenaschlucht. Die Möglichkeiten sind zahllos und die  Erlebnisse sind immer Erquickung für Seele und Körper! Auch der Geschichte der Insel begegnet man immer wieder anhand von Baudenkmälern, Ausgrabungen und Museen von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart. Denn wie alle anderen Mittelmeerinseln war auch Kreta seit der Antike immer wieder okkupiert von den "Mächtigen" ihrer Zeit. Doch die Kreter verstanden es in allen Epochen trotz massivster Repressalien ihren Nationalstolz zu bewahren und sich immer wieder mit Hilfe anderer Nationen aus ihrer Unterjochung zu befreien.

Fotos von Landschaft, Pflanzen und Tieren siehe jeweiligen Bild-Ordner!

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